Dokumentation eines Baumstammvölkchens
im Laufe eines Bienenjahres
(zusammengestellt von unserem ehemaligen Vereinsmitglied Anton Rosenkranz, gestorben 16.6.2014)
In einem ausgehöhlten Baumstamm von 85 cm Länge und einem Durchmesser von 25 cm wurden Mitte Juni 2006 eine Handvoll Bienen mit einer begatteten Königin einquartiert.
Es galt zu beweisen, dass die Bienen ohne Rähmchen, ohne Mittelwand und ohne vorgegebenen Wabenabstand noch einen ordentlichen Wabenbau errichten können. Nach drei Monaten hatten sie, wie dieses Bild zeigt, den Beweis erbracht, dass sie diese Fähigkeit noch nicht verlernt haben. |
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Auf diesen sauberen, prall
gefüllten Waben konnte das Völkchen den Winter sicher überstehen. |
Fünf Waben sind bis Herbst 2006 auf eine Länge von 30 cm ausgebaut. Dieses Ergebnis war natürlich nur mit einer ständigen Fütterung zu erreichen. Die obligatorische Varroabekämpfung wurde mit der üblichen Ameisensäure-Schwammtuchmethode von oben durchgeführt. |
Die kritische Phase der Durchlenzungist überstanden!
Es werden bereits wieder fleißig Nektar und Pollen eingetragen, die Baubienen sind in voller Aktion!
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An der Bienentränke herrscht Hochbetrieb |
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Anfang Mai 2007
Jetzt kann es für unser Völkchen kritisch werden.Die relativ kleine Baumstammhöhlung ist restlos ausgebaut, und mit sehr vielen Bienen besetzt. Wahrscheinlich ist auch bereits eine Menge Nektar eingetragen. Ein Eingriff ist nicht möglich und zurzeit auch noch nicht gewollt. Mitte Mai ist das Volk so stark, dass es sich vermehren will. Sie schwärmen! Die Königin mit der Hälfte der Bienen ziehen aus und suchen sich eine neue Bleibe. Die verbleibenden Bienen warten auf die neue Königin. |
Ein aufgesetztes Einmachglas wurde im Handumdrehen mit zwei Dickwaben ausgebaut
und diese mit Honig gefüllt. |
23. Juli 2007
So könnte es in der wilden Natur aussehen: Ein Bär reißt die Waben herausund verspeist den leckerenHonig, den Blütenpollen und natürlich die eiweißhaltige Bienenbrut. Diese Aufgabe musste hier der Imker übernehmen, denn auch er möchte den Honig haben und der Wabenbau muss nach einem Jahr dringend erneuert werden.
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Die Waben ausgebrochen. Köstliche Stücke Wabenhonig kommen dabei zutage und werden nach dem Abtropfen in Klarsichtfolie eingeschlagen. Die schon bebrüteten Honigwaben werden anderen Völkern zum Ausschlecken aufgelegt. Die Gesamtausbeute an Honig belief sich auf 5½ kg. Als Wintervorrat würde sie wohl nicht gereicht haben.
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Diese wunderschöne Pollenwabe schmeichelt dem Auge des Imkers |
Damit hat das erste Jahr im Leben unseres Baumstammvölkchens seinen Abschluss gefunden. Für den Imker war es, da er keine Kontroll- und Eingriffsmöglichkeit hatte, eine spannende Zeit. Er hat oft, vielleicht wie unsere Vorfahren, ehrfürchtig vor dem Wunder Bienenvolk gestanden. Er hat oft das Ohr an die Rinde der Behausung gelegt, um dem Gespräch der Bienen zu lauschen. Wenn er auch wenig von der Sprache verstanden hat, kam es ihm doch so vor, als höre er in eine ihm unbekannte, höhere, wunderbare Klangwelt hinein, in ein Wunder der Natur