Einwinterung auf neuen Waben im offenen Kunstschwarmverfahren
(zusammengestellt von unserem ehemaligen Vereinsmitglied Anton Rosenkranz, gestorben 16.6.2014)
Allgemeines:
Aus guten Gründen wird der Wabenhygiene in letzter Zeit eine immer größere Bedeutung zugemessen. Mit nachstehender Methode ist es möglich, den gesamten Wabenbau eines Volkes jährlich auszutauschen.
Das jährliche Erneuern der Waben im Brutraum dient hauptsächlich der Gesundheit der Bienen, während die jährliche Erneuerung der Honigwaben für die Qualität des Honigs sehr wichtig ist.
Wenn diese Ziele im Laufe der Hauptsaison nicht oder nicht zufrieden stellend erreicht sind, bietet sich mit der letzten Honigernte, Mitte bis Ende Juli, die letzte Möglichkeit, die Brutraumwaben durch die so genannte Einwinterung mit Hilfe des offenen Kunstschwarmverfahren (OKS) zu erneuern.
Gleichzeitig kann eine chemische Varroabekämpfung mit Oxalsäure ohne jegliche Kontaminierung der Waben wirkungsvoll durchgeführt werden.
Im Bienenjournal haben Robert Henne und Guido Eich dieses Verfahren vor Jahren beschrieben. Eigene Empfehlungen glaube ich, aufgrund meiner Erfahrungen in den letzten Jahren (seit ca. 1995), hinzufügen zu dürfen.
Beginnen sollte man mit dieser Maßnahme, wie bereits angedeutet, mit der letzten Honigernte, Mitte bis spätestens Ende Juli.
Vor der Entnahme der Honigwaben wird das gesamte Volk beiseite gestellt
und zunächst die Königin herausgesucht und gekäfigt.
Auf seinen Platz kommt ein neuer,
gereinigter Unterboden mit einer leeren Zarge.
In diese wird die alte Königin oder eine neue Königin
gehängt. Auf den Boden sollte man einen
kleinen, flach gedrückten Klumpen
Futterteig legen.
Die Zarge wird mit einem Brett
zu ¾ abgedeckt.
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Jetzt werden alle Bienen der brutfreien Waben
in diese hinein gefegt. Dabei sollten 2kg
zusammenkommen. Reichen die Bienen des
Honigraumes nicht, können auch Bienen des
Brutraumes dazu genommen werden. Zu diesem
Zweck können auch schwächere Völker aufgelöst
werden.
Abends kann die Varroabekämpfung durchgeführt werden; dazu werden die nun am Deckelbrett aufgehängten Bienen
in die Zarge gestaucht; vorher wird die Königin beiseite gelegt, und sofort wird das Mittel zügig auf die Bienenmasse geträufelt und der Deckel wird wieder aufgelegt.
Am nächsten Tag wird eine gereinigte Zarge mit frischen Waben aufgesetzt. Die vorgenannten Autoren schreiben hierbei die Verwendung von Mittelwänden vor. Das Wabenmaterial kann aber auch aus einmal bebrüteten, oder nicht bebrüteten, noch honigfeuchten Honigwaben bestehen.
Zu beachten ist, dass man das Wabenmaterial nicht mischen darf.
Eigene Versuche mit Leerrähmchen mit Anfangsstreifen sind dabei auch zufriedenstellend ausgefallen. 2007 baute dieser OKS binnen 24 Tagen 14 Rähmchen aus und füllte sie mit 10 kg Futter und ca. 15.000 Zellen mit Brut.
5 Waben waren sauber mit Arbeiterbrutzellen ausgebaut Die anderen wiesen
mehr oder weniger Drohnenzellen auf.
Die Königin wird zwischen die neuen Waben gehängt. Am nächsten Abend haben sich die Bienen nach oben gezogen; es hängen allerdings noch lange Bienenbärte herunter.
Um die untere Zarge zu entfernen, ist die Hilfe einer zweiten Person zu empfehlen.
Die obere Zarge mit den Bienen wird so hoch angehoben, dass die Bienenbärte nicht abreißen. Dabei wird die untere Zarge entfernt und die obere Zarge auf den Beutenboden abgesetzt.
Auch diese Arbeit muss mit einer gewissen Zügigkeit abgewickelt werden.
Von nun an muss mit der Einfütterung begonnen werden; der Futterstrom darf nicht abreißen bis alle Waben ausgebaut sind und ein ausreichender Futtervorrat angelegt ist. Dabei ist darauf zu achten, dass Platz für ein neues Brutnest bleibt.
Wenn man nach 10 Tagen nachschaut, wird man feststellen, dass alle Mittelwände, bzw. die meisten Leerrähmchen ausgebaut sind, und bereits ein großes Brutnest angelegt ist. Im Allgemeinen sind auch wieder gute Pollenvorräte angelegt.
Aber nun zurück zur Verarbeitung der Brutwaben. Die Brutwaben mit aufsitzenden Bienen werden von je 3-4 Völkern in einer so genannten Brutscheune zusammengefasst. D.h., auf einem eigenen Unterboden werden die Brutraumzargen mit Brutwaben und Bienen, Futter- und Pollenwaben übereinander gesetzt, und bekommen einen neuen Standplatz.
Nach 21 Tagen ist durch die ausgelaufene Brut eine gewaltige Menge an Jungbienen entstanden; aus einer Nachschaffungszelle ist eine junge Königin geschlüpft, die sich unter günstigen Umständen bereits in Eilage befindet. Besser ist es aber, diesem Scheunenvolk nach 9 Tagen alle Nachschaffungszellen auszubrechen und eine begattete Königin unter Absperrung zuzusetzen.
In den letzten Jahren gebe ich diesem Scheunenvolk sofort bei der Erstellung eine junge begattete Königin zu. Allerdings auf einer Bannwabe, die ich nach 8 Tagen auswechsle. Diese Brutwaben nehmen den größten Teil der Milbenlast auf, und sollten vernichtet, bzw. eingeschmolzen werden.
Jetzt geht das Spiel wieder von neuem los. Die Zargen der Scheune werden beiseite gesetzt. An ihren Platz kommt eine leere Zarge. (wegen der großen Bienenmasse am besten gleich zwei). Auf den Boden wird wieder ein kleiner Klumpen Futterteig gelegt; die Zarge wird zu ¾ mit einem Brett abgedeckt. Und nun werden alle Bienen der Scheune hineingefegt. Ein Heraussuchen der neuen Königin ist, wenn sie nicht abgesperrt war, schier unmöglich, und auch nicht unbedingt nötig.
Abends wird wieder, wie oben beschrieben, die Varroabehandlung durchgeführt und am nächsten Abend eine Zarge mit entweder Mittelwänden oder neuen Honigwaben, oder Leerrähmchen aufgesetzt. An einem der nächsten Abende werden die leeren unteren Zargen mithilfe einer zweiten Person weggenommen.
Jetzt muss wieder kräftig gefüttert werden. Aber bitte Augenmaß halten, damit Platz zur Anlage eines großen Brutnestes bleibt. Alle Bienen, die hierbei erbrütet werden, sind zwangsläufig Winterbienen. Ende September kann man entscheiden, was man mit diesem neuen Volk machen will. Falls man die vorgesehene Völkerzahl bereits erreicht hat, kann man diese jungen, gesunden Bienen zur Verstärkung anderer Völker benutzen; ansonsten aber auch als eigenständiges Volk durch den Winter bringen.
Zusammenfassung:
Mit Ablauf der Bienensaison wird noch einmal die gewaltige Naturkraft der Bienen ausgenutzt. Es entsteht ein neuer, sauberer Wabenbau (auch von hohem ästhetischem Wert) und eine große Masse gesunder Winterbienen, die nur nach einer eventuellen Reinfektion einer weiteren Varroabehandlung bedürfen.